Freitag, 27. Juni 2008
Das Castellum Mattiacorum
Kastel gilt als einziger Ort in Hessen, der noch heute seinen römischen Namen trägt. Das Wort Kastel wurde von „Castellum Mattiacorum“ abgeleitet. So hieß die einstige Befestigung zum Schutz des römischen Rheinübergangs bei Mainz. Als Drusus 10 v. Chr. die Feldzüge zur Eroberung Germaniens begann, bauten die Mainzer Legionen eine hölzerne Brücke. Von dem ersten vermutlich ebenfalls aus Holz errichteten Kastell kennt man keine Reste. Das hölzerne Brückenkopfkastell blieb offenbar bis zum Vierkaiserjahr 69 n. Chr. erhalten, dann wurde es vermutlich zerstört. Um 71 n. Chr. wurde ein kleines Steinkastell mit einer Fläche von etwa 0,7 Hektar erbaut und die Rheinbrücke nun aus Stein erneuert. Neben dem Steinkastell entstand ein Lagerdorf (vicus) unmittelbar im Nordosten an das Kastell und an den Ehrenbogen anschließend. Der an einer sehr verkehrsgünstigen Stelle liegende Vicus wuchs in den friedlichen Jahrzehnten des 2. Jahrhunderts weit über seine ursprünglichen Grenzen hinaus. Er erhielt einen prächtigen Thermenbau, der an den Aquaedukt des Vicus angeschlossen war. Kastel wurde in der Mitte des 3. Jahrhunderts von den Germanen zerstört. Um 300 n. Chr. erlangte das „Castellum Mattiacorum“ noch einmal seine alte Bedeutung als Brückenkopfbefestigung. Damals war die römische Rheinbrücke wiederhergestellt worden und erforderte am rechten Rheinufer eine militärische Sicherung. Das weitere Schicksal dieser Brückenkopfbefestigung ist unbekannt. Aus ihrem Bereich kam ein Schatzfund aus dem Anfang des 5. Jahrhunderts zum Vorschein, der als der späteste Römerfund Hessens gilt.
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