Freitag, 20. Juni 2008

Kapellen in Mainz-Kastel

Ferrutiuskapelle
Die heute nicht mehr existierende Ferrutiuskapelle ist nach dem römischen Soldaten Ferrutius benannt, der laut einer Legende um 300 n. Chr. wegen seines christlichen Glaubens im Kerker des Castellum (Kastel) sterben musste. Die Reliquien dieses ersten Mainzer Heiligen wurden durch den Priester Eugenius auf dem damaligen christlich-römischen Friedhof an der heutigen Wiesbadener Straße beigesetzt. Über dem Grab errichtete man aus römischen Grabsteinen eine Kapelle, die bis zum 17. Jahrhundert erhalten blieb. Bei der Kapelle wohnte lange Zeit ein Klausner, der die frühe Wallfahrtsstätte betreute. Später hieß die Kapelle „Klause des heiligen Martin“, woran der Name der Straße „An der Klaus“ erinnert. An Ferrutius erinnert ein Gemälde an der Stirnseite des Jupitersaales im „Museum Castellum“ in der Reduit.

St.-Nikolaus-Kapelle
Im Bereich des heutigen Nickelsborn-Platzes in Kastel stand einst die St.-Nikolaus-Kapelle. Das Testament des Zöllners Gambach und seiner Ehefrau vom 18. März 1598 sah vor, dass nach dem Tod des Ehepaares auf ewige Zeit eine gewisse Summe der St.-Nikolaus-Kapelle sowie dem Pfarrherrn und dem Glöckner zufließen sollten. Nach dieser Kapelle wurde der „Nickelshof“ benannt, der sich in Nähe der „Nickelspforte“ befand. Die St.-Nikolaus-Kapelle wurde 1689 durch französische Soldaten zerstört. An sie erinnert heute nur noch ein Relief an einem Haus in der Zehnhofstraße. Die Kapelle und das angrenzende Gasthaus „Zum Kranich“ beherbergten einst das „Institutium Lullum“, eine Stiftung, die sich mit dem Schrifttum des Philosophen, Mystikers und Franziskaners Ramon Lull beschäftigte.

Kapelle auf der Petersau
Im 17. Jahrhundert stand auch auf der Südspitze der Rheininsel Petersau vor Kastel eine Kapelle. In diesem Gotteshaus feierte ein so genannter „Frühmessner“ vom Mainzer Petersstift an bestimmten Festtagen eine heilige Messe. Unter einem „Frühmessner“ verstand man den Pfarrer, der „in der Früh“ den ersten Gottesdienst des angebrochenen Tages hielt und oft noch andere Aufgaben wie Schuldienst oder Aushilfe in benachbarten Gemeinden zu erledigen hatte. Diese Kapelle musste zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Festungsanlagen Napoléons weichen.

Keine Kommentare: