Freitag, 20. Juni 2008

Die Brücken von Mainz-Kastel

Die steinerne römische Rheinbrücke von Mainz-Kastel
Die 70/71 n. Chr. von römischen Soldaten erbaute steinerne Rheinbrücke zwischen Mainz und Kastel erstreckte sich etwa 30 Meter oberhalb der heutigen Theodor-Heuss-Brücke über den Strom. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts waren die Stümpfe der meisten Brückenpfeiler noch vorhanden, doch weil sie die Schifffahrt gefährdeten, hat man sie beseitigt. Die römische Steinbrücke war etwa 600 Meter lang und hatte mindestens 21 Stützpfeiler aus Stein. Alle Pfeiler besaßen einen fünfeckigen Grundriss sowie eine Länge von 18 Metern und eine Breite von 7 Metern. Als Fundament diente ein Rost aus starken, eingerammten Eichenpfählen. Der Oberbau mit der zwölf Meter breiten Fahrbahn bestand vermutlich aus einer Holzkonstruktion. Jene Steinpfeilerbrücke ersetzte die bereits unter Kaiser Augustus errichtete Holzkonstruktion. Die Steinpfeilerbrücke bestand lange und musste mehrfach repariert werden. Ein 1862 im Flussbett der Saône in Lyon (Frankreich) gefundenes Bruchstück eines Bleimedaillons aus der Zeit um 297 n. Chr. zeigt – stark idealisiert – diese römische Brücke mitsamt Mainz und Kastel. Die Steinpfeilerbrücke wurde bei den Alamanneneinfällen in der Mitte des vierten Jahrhunderts zerstört, scheint aber um 406 n. Chr. trotzdem noch benutzbar gewesen zu sein. Denn 406 stürmten Vandalen, Alanen und Sueben über sie nach Südwesten vor. Bald danach wurde sie zerstört oder verfiel. Zur Zeit Kaiser Karls des Großen wurde in zehnjähriger Bauzeit die Steinbrücke zwischen Mainz und Kastel wieder hergestellt. Doch im Mai 813 vernichtete ein Großbrand innerhalb weniger Stunden das Bauwerk. Es wird spekuliert, die brotlos gewordenen Fährleute hätten Feuer gelegt. Erst mehr als 1000 Jahre später entstand bei Mainz wieder eine feste Rheinbrücke.

Schiffsbrücke
Die von dem Mainzer Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn (1605–????) zwischen Mainz und Kastel errichtete Schiffsbrücke wurde am 12. Mai 1661 eingeweiht. Sie ruhte auf 38 Kähnen (Tragschiffen) und führte vom Ende der heutigen Bauerngasse (Brückentor) in Mainz bis zum Kasteler Ufer in Höhe der heutigen Reduit. Mit der Schiffsbrücke ging die Zeit der so genannten „Färcher“ (Ruderbootverkehr für Personen und Fracht) vorüber. Für die Überquerung der Schiffsbrücke wurde Brückenzoll erhoben. Bereits am 3. November 1659 hatte sich der Kurfürst über das Brückengeld, mit dem der Bau der Brücke finanziert werden sollte, Gedanken gemacht. Er schrieb damals an das Domkapitel: „Damit bei der Erhebung des Brückengeldes kein Unterschleif geschehe, so könnte man bleierne gestempelte Zeichen, zweierlei Gattung, von Mainz hinüber und von Castel herüber für Pferde und Fußgehende machen, dass wer nach Castel will, im bei der Erlegung der Gebühr ein Zeichen mit „M“ signiert, welches dem Einvernehmer zu Castel zugestellt werde und gleichergestalt denen, die von Castel nach Mainz wollen ein Zeichen mit „C“ gezeichnet gegeben und dem Einvernehmer diesseits überliefert und alle Tage oder wöchentlich die Zeichen samt dem Gelde aus dem verschlossenen Kasten durch eine oder mehrere beeidigte Personen aufgeschlossen, erhoben Geld und Zeichen collationirt und darüber Register und Rechung geführt werden.“ An den auf der Burg Eschbach unweit von Weilburg geborenen Kurfürsten Johann Philipp von Schönborn und seine Regierungszeit von 1647 bis 1673 erinnert das Kurfürstenzimmer im „Museum Castellum“ in der Reduit.

Theodor-Heuss-Brücke
Die Theodor-Heuss-Brücke zwischen Mainz und Mainz-Kastel wurde am 16. April 1950 eingeweiht. 1960 nahm man den Hochkreisel in Betrieb. Die Bausubstanz des Hochkreisels besteht aus 80000 Kubikmeter Erde, 18000 Kubikmeter Beton für den Bau der Kreiselbrücken, 6000 Tonnen Zement, 700 Tonnen Stahl und 80 Tonnen Vorspannstahl. Der Bau des Hochkreisels kostete etwa 7,5 Millionen Mark. Eine Verkehrszählung an einem Freitag in den 1980-er Jahren ergab, dass innerhalb eines Tages 54931 Fahrzeuge über die Brücke rollten. Davon fuhren 26454 aus Mainz-Kastel in Richtung Mainz und 28477 aus Richtung Mainz nach Mainz-Kastel. An einem Sonntag rollten insgesamt 36133 Fahrzeuge über die Theodor-Heuss-Brücke.

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